Luzerner Zeitung / Kolumne /

Sie wurden gewählt, die Besten und Schönsten. Am Abend kommentierten jeweils die Experten, lobten die Vorzüge aller Kandidatinnen und schwärmten von deren Zukunftspotential. Man könnte Viehausstellungen fast mit richtigen Wahlen verwechseln, würden da nicht noch Schöneuterpreis vergeben und Missen gekürt. Miss Flühli wird man nämlich nicht als Nationalratskandidatin, sondern als herausgeputztes Rindvieh.

Zufall, dass ein Ruswiler Kandidat als „Politfuchs“ auf der Seite „Viehschau“ warb? Bei den Wahlen vor vier Jahren fühlte er sich noch als Löwe. Ist wohl weniger mutig aber dafür schlauer geworden, der Fuchs. Eine werbetechnische Genmanipulation. Apropos Gen: In Romoos wurde die Kuh Amsel zur Miss Genetik gekürt. Amsel! Kann die fliegen, zwitschern oder schlüpfen deren Kälber aus Eiern?

Miss Protein wurde die Kuh Paprika. Witzig, diese Namen. Ausgezeichnet im Entlebuch wurden auch die Kühe Tesla und Milka, die Kälber Samira und Lena, die Rinder Penny und Chayenne und die Kinder Amy und Lynn. Also wegen ihrer Erfolge als Jungzüchterinnen prämiert, die Mädchen.

Der Champion in Romoos war die Kuh Belinda. Männlich: Der Champion. Und nicht die Schamponöse. Wobei die Schamponösen beim Vieh meist auch Männer sind: Bauern, die ihren Kühen Kopf- und Schwanzhaar schamponieren. Die Tierschützer sind ja gegen Rasur, Haarspray und lackierte Hufe.

Noch sind sie ja erlaubt, die Viehschauen. Aber wie lange noch? Tierschützer sind gegen das Styling, politsch Korrekte monieren angeblich sexistische Begriffe und Klimajünger stören sich an den Methanrülpsern der Kühe. Übrigens gabs zu den 60’000 Demonstrierenden Klimastreikern in Bern gleichentags in Schüpfheim eine Gegendemo mit 13‘000 Besuchern. Wir nannten es „Alpabfahrt“ und trieben die furzenden und görpsenden Kühe durchs Dorf. Mir gefiel es.

Erscheinung in leicht kürzerer Fassung: 8.11.19